Ingolstadt hat eine "Vizyon"
Von : Dipl.Ing.M. Suleiman

Dipl.Ing.M. Suleiman

Ingolstadt ist eine sehr bedeutungsvolle Stadt in Bayern. Sie ist eine Industrie- und Kulturstadt und beheimatet die grösste Automobilfirma, nämlich AUDI. In den Hochkonjuktur- und Aufbauphasen nach dem 2. Weltkrieg, wurden viele Gastarbeiter für den Wiederaufbau und Produktion angeworben. Die meisten kamen aus der Türkei. Sie sind mittlerweile mit Ihren Familien und Kindeskindern zu Ingolstädter, wenn nicht sogar zu waschechten Bayuwaren geworden. Sehr viele von ihnen besitzen bereits die deutsche Staatsangehörigkeit und betreiben viele Geschäfte, Restaurants, Supermärkte u.a. Dienstleistungsbranchen. Ihr Prozentsatz bevölkerungsmässig macht inzwischen mehr als 12 % aus. Da die meisten von ihnen Muslime sind, entstanden in der Stadt Ingolstadt sogar drei Religionsgemeinschaften mit Moscheen.

Im grossen und ganzen leben sie in Harmonie mit den übrigen Bevölkerungsschichten. Auf Grund von verschiedenen Faktoren ist es zu Versäumnissen gekommen, wie z.B. mangelnder Bereitschaft, die deutsche Sprache zu erlernen. Somit wurde verhindert, dass eine rasche Integration vollzogen werden konnte. Vielleicht waren auch beide Seiten, türkische und deutsche Partner, der falschen Annahme erlegen, dass der Aufenthalt hier nur eine Rotation sein würde, sodass die Integration auf der Strecke geblieben ist. Dadurch wurde Tür und Tor für die Schwierigkeiten und Probleme, die wir heute zu bewältigen haben, aufgemacht. Zu Erwähnen sei hier die Verschiedenheit der Glaubensrichtungen, Geschichte, Mentalität, Schulsysteme und Sprachbarrieren u.s.w. Dies alles macht es sehr unumgänglich und nötig, auf diesen Gebieten das Versäumte schleunigst nachzuholen.

Das Wichtigste nun in dieser Situation ist ein ernsthaftes Bemühen, die Beherrschung der deutschen Sprache zu erlangen, damit die Kommunikation und die Ausbildung der vielen Kinder, die hier bereits Deutsche geworden sind, zum Erfolg zu bringen. Das muss Top-Priorität sein, sonst hinkt die ganze Gesellschaft und Integration und ruft unauflösbare Probleme hervor. Die türkischen Mitbürger müssen diese Ermahnung und Worte ernst nehmen. Sie müssen aber auch Abschied nehmen von der Errichtung einer Parallelgesellschaft oder einer Klein-Türkei hier, da dies absolut nicht in ihrem Interesse sein kann, wenn nicht sogar lebensgefährlich! Je früher dies verstanden und beherzigt wird, um so schneller kommen wir alle voran und tragen wesentlich zu unserem gemeinsamen Glück und Zufriedenheit in jeder Hinsicht bei. Deswegen ist die Verbreitung von Zeitschriften und Magazinen, die in diese Richtung arbeiten und diese Ideale als Leitmotiv zugrunde legen, von unschätzbarem Wert. Diesbezüglich finde ich die Erscheinung von neuen Zeitschriften, wie „Vizyon“ unter Führung von einem sehr modernen, fortschrittlichen und aufgeschlossenen Herausgeber, wie Herrn Ü Yücel, nicht nur zu begrüssen sondern auch in jeder Hinsicht zu unterstützen.

Die Zeitung erscheint alle zwei Monate, die erste Auflage erschien je zur Hälfte in Deutsch bzw. auf Türkisch. Wie mir H. Yücel versicherte, wird die Zeitung in Zukunft zu 90 Prozent in Deutsch und nur zu 10 Prozent auf Türkisch erscheinen. Diese Zeitschrift enthält was Überraschendes, Heiteres und Kurioses in ihrer Berichterstattung und Inhalt. Sie enthält auch fast alles was von Wichtigkeit ist, auch Banales, Ernstes und Lächerliches, genial Erdachtes und eher beiläufig Erfundenes; alles in einen bunten Strauss gebunden. – Zum Lesen, zum Nachschlagen, zum Nachdenken, zum Orientieren und ist auch als Leitlinie zu betrachten; aber auch zum schmunzeln und vielleicht manchmal zum lachen. Die Zeitschrift beinhaltet aber auch viele Annoncen, Bekanntmachungen, Reiseangebote, Sport-, Musik-, Kultur u.vieles mehr. Denken Sie bitte daran, wer Bescheid weiss und sich auch publik macht hat nicht nur etwas zu sagen, sondern auch halb gewonnen.

Lesen Sie die Vizyon und lassen Sie sich überraschen
Ich persönlich gratuliere der Redaktion dieser Zeitschrift und wünsche viel Glück und Erfolg. Rückblickend in diesem Zusammenhang habe ich in meiner Rede und Diskussion im INTV am 24.11.04 positiv dazu beigetragen, dass die Integration der Fremden und Bürger türkischer Abstammung forciert werden muss. Das Problem der mangelnden Integration heute, habe ich versucht zu beleuchten und auf deren Entstehung hingewiesen. Auch habe ich dabei erwähnt, wie Vorurteile hervorgegangen sind. Hinsichtlich des Kopftuches bei muslimischen Frauen und Mädchen schlug ich vor, dass man dies nicht hochspielen sollte, sondern durch Nichtbeachtung eine Normalität zu erreichen, was dann schlichtweg in Vergessenheit geraten wird und die betroffenen Frauen und Mädchen wahrscheinlich in Zukunft selbst davon ablassen werden. Der Vorwurf und die Gleichstellung von Islam und Terror ist abwegig und wurde von mir sachlich und vehement zurückgewiesen.

Die Aufnahme der Türkei in die EU habe ich als Vorteil für Deutschland und im Interesse von Europa gewertet. Dadurch wird Europa mehr handlungsfähig. Unser Haus ist sicherer, wenn der Vorhof nicht brennt. Viele Probleme werden wir durch die Aufnahme der Türkei nicht mehr haben,wie Asylanten wegen Menschenrechtsverletzungen oder Kurdenverfolgungen.

Zum Schluss plädierte ich dafür, dass der psychische Druck auf die Muslime wie Leitkultur, Kampf der Kulturen, Islam und Terror usw. und so fort, beendet werden muss, und zwar im Interesse eines guten Zusammenlebens und Gelingen von Integrationsbestrebungen.

Mit den besten Wünschen und Grüssen

M. Suleiman
Dipl. Ing.