Im Rahmen des christlich-islamischen Dialogs



Dipl.Ing.M. Suleiman
Rede des Herrn Mohammed Suleiman, Dipl. Ing. Vor dem Plenum eines Treffens der verschiedenen kirchlichen und islamischen Einrichtungen sowie Vertretern der Stadt Ingolstadt und Umgebung als auch interessierten Bürgern ,in der islamischen Gemeinde Milli Gürüsch, Schillerstr.6
85055 Ingolstadt

Verehrte Anwesende, liebe Gastgeber, liebe Teilnehmer der Reihe
„Christlich.Islamischer Dialog“ der VHS Ingolstadt, Ich darf Sie auch hier auf das herzlichste begrüssen!

Seit über 4 Jahren veranstalten wir Seminare und Lesungen im Rahmen des Christl.Islamischen Dialogs, um einen entscheidenden Impuls über das Wissen und Kennenlernen der verschiedenen Religionen und Kulturen unserer Welt zu ermöglichen.

Die Vorträge waren bis jetzt, Dank der Stadt Ingolstadt, gebührenfrei, die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Berufsgruppen, Interessen sowie Bürgerindividuen.

Diese kamen aus Ingolstadt und der Umgebung, Deutsche und Mitbürger anderer Nationalitäten verschiedner Kulturkreise und Religionen.
Die Teilnehmerzahl war zahlenmässig schwankend und erreichte zeitweise an die 30 Personen.
Die Vorträge wurden manchmal erweitert durch Einladungen von namhaften fachspezifischen Personen, u.a. zu nennen Prof.Dr.Udo Steinbach, der hier bei uns in Ingolstadt war.
Erfreulicherweise waren die Verantwortlichen der katholischen sowie auch der evangelischen kirchlichen Einrichtungen zugegen, zusammen mit den islamischen Religionsgemeinschaften, hier zu nennen Milli Gürüsch, Suleymanje und Dyanet.

Es finden bis jetzt laufend in verschiedenen Zeitabständen Zusammenkünfte der verschiedenen erwähnten Gruppierungen statt
Alle diese Veranstaltungen haben das Ziel Vorurteile abzubauen, das friedliche Miteinander und Füreinander zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen allen Menschen als lebensnotwendig zu unterstreichen.
Deshalb war das Motto: „Der Dialog zwischen den verschiedenen Völkern muss weitergehen“. Dabei wird ein sehr weiter Bogen von den faszinierenden Kulturen im Morgen- und Abendland über das eher vernachlässigte Morgenland und die ebenfalls wenig behandelte „Osmanische Epoche“ bis hin zur unmittelbaren Neuzeit gespannt. Immer wieder kommt man zu der Feststellung, dass Kultur und Religionen im Morgen- und Abendland eine gegenseitige Bereicherung sind. Auch stellte man schnell fest, dass keine Hälfte der Welt ohne die andere Hälfte überleben kann.

Liebe Anwesende, die Welt hat sich sehr schnell gewandelt. Deutschland, ja sogar Europa, kann sich nicht isolieren oder als eine Insel für sich auf dieser Welt betrachten. Die Welt ist wie ein kleines Dorf geworden, keine Grenzen, keine Zölle, keine nationalen Vorschriften im Alleingang.
Es herrscht jetzt eine umfassende Weltentwicklung, die man Globalisierung nennt.
Seit Jahren prophezeiten Wissenschaftler und besonnene Politiker a la Willi Brandt, Bruno Kreisky, Olaf Palme und viele andere, dass der erhöhte Wohlstand der Industrienationen nicht allen Menschen gleichermassen zugute kommt. Der Abstand zwischen den reichsten und ärmsten Ländern hat sich dramatisch vergrössert und ein solches Entwicklungsgefälle birgt viele Gefahren in sich.

Wir beobachten jetzt einen rabiaten Beschäftigungsabbau, Verlegung der Produktion in Billiglohnländer, wachsender Druck auf Löhne, Gehälter und Sozialleistungen im Inland, die immer drastischeren Kürzungen der öffentlichen Haushalte, die systematische Begünstigung des wirtschaftlichen Raubbaus durch Deregulisierungs- und Privatisierungsmassnahmen.
Dies alles geschieht nicht, meine Damen und Herren auf Grund der Anwesenheit von türkischen bzw. ausländischen Arbeitnehmern, sondern unter dem Druck der Globalisierung.
Eine andere Behauptung rechtsgerichteter Gruppierungen ist deshalb kurzsichtig und unsachlich.
Über kurz oder lang werden wir nicht herumkommen, ohne einen grossen Teil der nationalen und internationalen Schulden zu streichen bzw. einzufrieren und das Weltwirtschaftssystem neu zu reorganisieren.

Langfristig müssen wir Frieden und Eintracht weltweit erreichen, analog wie nach dem zweiten Weltkrieg, müsste man Massnahmen ergreifen, die nicht nur auf die Idustrienationen beschränkt bleiben, sondern zum Nutzen der Menschheit allgemein dienen, vor allem der Aufbau eines interkontinentalen Netzes von Infrastrukturkorridoren, moderner Transport- , Energie- und Kommunikationssysteme, die Europa mit den bevölkerungsreichen Ländern Asiens verbinden, erreicht werden. Das wäre langfristig ein Supermarschallplan zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand. Die Stabilisierung der Nachbarländer Europas, die eine entscheidende Flanke für Europa sind, allem voran die Türkei muss den Vorrang haben, da dies den wahren Interessen Europas und Amerikas entspräche. Nochmals meine Damen und Herren, nicht durch Ausgrenzung und Ausschluss der Nachbarländer Deutschlands ist ein Wohlstand zu erreichen, sondern durch Gleichstellung der Menschen und das Angebot, ein Stück von dem Kuchen abzuschneiden und teilhaben zu lassen und zwar von denjenigen Menschen, die als direkte Nachbarn im Vorhof von uns sind.

In diesem Zusammenhang muss jeder vernünftige Mensch die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei bejahen und unterstützen.
Dies allein schafft einen Schub für Erneuerung im Lande, wie Schulen, Lebensweise, Mentalität u.a. die Agrarmodernisierung und Angleichung an EU-Standards.
Wichtig aber auch die Ausstrahlungskraft und Bestrebungsspritze in moslemischen Ländern, die auch unsere Nachbarn sind.

Erreichung der Verjüngung Europas.
Investitionen und Ankurbelung der EU und deren Handel.
Langfristig Kooperation für den Frieden – Weg vom Wettlauf Krieg und Eroberungstheorien.
Beruhigung des Verhältnisses zur USA.
Aufwertung der EU mittelfristig zu einer Weltmacht.
Meine Damen und Herren, es sind natürlich Ängste und Vorbehalte gegen die Aufnahme der Türkei, wie z.B. unterschiedliche Traditionen, Rassen, Interessen, eigene Parteien und Glauben und die Befürchtung, dass ein Pulverfass dadurch entstehen könnte.

Auch der Zugang von vielen ungelernten und unqualifizierten Arbeitskräften in der EU, ruft Ängste hervor.
Die Finanzlast, die auf die EU zukäme, wenn die Türkei sofort aufgenommen würde, würden monatlich 27,5 Milliarden betragen.
Dies alles aber ist schon bei den Beitrittsverhandlungen durch die EU berücksichtigt, die Bedingungen sind, dass diese Anpassung der Türkei vorher erreicht werden muss und dann erst die Aufnahme! Dies wird 10 – 20 Jahre dauern, also keine Angst vor grossen Tieren.
Wie der Bundeskanzler neuerdings auf der Buchmesse in Frankfurt erklärte, nämlich Zivilisation ist unteilbar und wir dürfen die Brücke zwischen dem Orient und Okzident nicht einreissen lassen!
Auf dieser Messe wurde der Orient wieder entdeckt und leider musste sich der Okzident erst in seiner Sicherheit vom Orient bedroht fühlen, um sich erneut der Wiederentdeckung der islamischen Zivilisation und arabischer Kultur zuzuwenden
Vor diesem Hintergrund sei es Zeit für den Westen zu erkennen, dass dieser andere, der Araber, Türke und im Orient lebende, keine ganz Fremde sind. Der Bundeskanzler ergänzte seine Aussagen mit der Feststellung:“Terrorismus ist eine Kampfansage an alle Zivilisationen und nicht als Kampf der Kulturen zu betrachten. Wir sollen Vorsicht walten lassen, bevor wir Konflikte kulturell interpretieren! Der Kanzler beendete seine Feststellung mit dem Satz:“Die Zeit der Finsternis geht zu Ende!“

Ich bedanke mich für Ihr Zuhören!

M.Suleiman.Dipl.Ing.
28.10.2004


M. Suleiman
28.10,2004