Nakba - »Tag der Katastrophe«

Der 15. Mai ist für die Palästinenser der Tag der Katastrophe und der Vertreibung (arabisch: Nakba). Am 14. Mai 1948 - ein Tag vor Ablauf des britischen Mandats - rief der aus Polen eingewanderte und später erste israelische Ministerpräsident David Ben Gurion den unabhängigen Staat Israel aus. Diese war der Beginn der Vertreibung von Zehntau­senden palästinensischen Familien aus ihren Städten und Dörfern, der Beginn von Zwangsenteignungen und Deportation der palästinensi­schen Bevölke­rung. Terroristische Angriffe gegen die arabische Zivilbevölkerung trugen wesentlich dazu bei, dass Hunderttausende das umkämpfte Gebiet verließen. Die zionistischen Gruppen waren nicht zimperlich. Hunderte arabische Dörfer in Palästina wurden dem Erdboden gleich gemacht. Während des Krieges wurden mehr als 800.000 Palästinenser aus ihren Dörfern und Städten vertrieben oder flüchteten. Die UN-Organisation UNRWA zählte 1959 in den Lagern in Syrien, Libanon, Jordanien und Ägypten 914.000 palästinensische Flüchtlinge. Die Zahl der Flüchtlinge, die in erbärmlichen Bedingungen leben und auf ihre Rückkehr warten, ist inzwischen auf ca. vier Millionen. Israels Armee zerstörte 418 palästinensische Städte und Dörfer und vertrieb die Bevölkerung. Das Kommando führten seinerzeit Mosche Dayan und Yitzhak Rabin, die später in Israel höchste Staatsämter bekleideten. Schon vor dieser Zeit führten die zionistischen Terrorgruppen, die von den britischen Mandatsbehörden trainiert, bewaffnet und unterstützt wurden, eine Serie brutaler Angriffe gegen unbewaffnete Palästinenser durch, so zum Beispiel das Massaker von Deir-Jassin am 8. April 1948 bei dem alle Einwohner - Männer, Frauen und Kinder - auf brutalste Weise umgebracht wurden. Etzel-Führer Menachem Begin, später israelischer Ministerpräsident, war an der Aktion persönlich beteiligt. Das Massaker von Deir-Jassin verstärkte die Fluchtbewegung der Palästinenser. Hunderttausende wurden zu Flüchtlin­gen. Bis heute ist ihnen die Rückkehr in ihre Heimat verwehrt.

Die Vereinten Nationen for­der­ten bereits am 11.12.1948 (Resolution 194) Israel auf das Rückkehrrecht der pa­lä­sti­nensischen Flüchtlinge anzuerkennen und Reparationszahlungen für das erlittene Leid zu leisten. Die UN-Forderung blieb uner­füllt. Der neu gegründete Zionistenstaat wurde bereits am 11. Mai 1949, also ein Jahr nach seiner Gründung, in die UNO aufgenommen; damit war das Schicksal der Palästi­nenser besiegelt. Wäh­rend der letzten 57 Jahre wurden viele Nahost-Kriege durch die Israelis ange­zettelt, aus denen Israel mit amerikanischer und europäischer Unterstützung als Sieger hervorging; so konnte die israelische Kriegs­maschinerie 1967 den Rest Palästinas besetzen. Sämtliche bis zum heutigen Tag be­schlossenen UNO-Resolutionen wurden von den Israelis ignoriert und alle mit den Palästinensern abgeschlossenen Verträge gebrochen, als Beispiel dazu sind die Osloer-Verträge zu nennen.

Die Okkupation ihrer Heimat und die brutale und blutige Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung haben dazu geführt, den Widerstand der Palästinenser gegen ihre Besatzer zu beginnen, wodurch die Angriffe der Israelis noch brutaler wurden. Im Schatten der Ereignisse vom 11. September 2001 hat die israelische Regierung unter Scharon die Zeit genutzt, um einen neuen Vernichtungskrieg gegen das palästinensische Volk zu starten. Der von den Amerikanern geführte „Kampf gegen den Terror“ hat Scharon dazu ermutigt, seinen brutalen Krieg gegen die palästinensische Autonomie­behörde und die palästinensische Infra­struktur weiterzu­führen. Die ganze Welt schaut dabei zu, wie die schlimmsten Bilder der Unterdrückung und Ermordung von Zivilisten in den palästinensischen Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern über die Bildschirme flackern. Die zivilisierte Welt scheint wie gelähmt, da die Israelis den Antisemitismus neu definiert haben. Für sie ist jeder ein Antisemit, der sich gegen die blutige Unterdrückung der Palästinenser wendet! Die Produzenten der Katastrophe haben es jedoch - trotz der Vertreibung, Massaker und Verfälschung der Geschichte – nicht geschafft, den Willen des palästinensischen Volkes zu brechen und seine nationale Identität zu verdecken; Sie haben es nicht geschafft die palästinensische Wahrheit aus dem inter­nationalen Bewusstsein zu verdrängen. Es gibt keinen heiligen Unterdrücker.

Derzeit baut Israel in der besetzten Westbank eine Trennmauer mit verheerenden Folgen für die palästinensische Bevölkerung. Im Schnitt acht Meter hoch, mindestens 650 km lang und zwischen 30-150 Meter breit soll die gigantische Mauer werden, die die israelische Regierung errichtet. Das größtenteils aus Beton bestehende Monstrum verläuft nicht entlang der Grünen Linie - der Waffenstillstandslinie von 1949-, sondern schneidet an vielen Stellen tief in die West Bank hinein, die palästinensischen Einwohner werden somit auf nur noch zwölf Prozent ihres historischen Landes eingesperrt. Auf diese Weise liegen illegale jüdische Siedlungen plötzlich auf der israelischen Seite. Palästinenser sind vom Rest der West Bank bzw. von ihren landwirtschaftlichen Flächen, Wasserquellen und lebensnotwendiger Infrastruktur abgeschnitten.
Die internationale Gemeinschaft kann nicht - wie es im Jahr der Nakba geschah - weiterhin die Augen vor den Untaten in Palästina verschließen, da die israelische Aggression weiterhin fortfährt, die palästinensische Gesellschaft zu zerstören und abzuriegeln, zu morden und Attentate zu verüben mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kriegsausrüstungen gegen ein unbewaffnetes Volk, das seine bedrohte Existenz, die verbliebenen Trümmern seiner Häuser und Bäume verteidigt, die mehr und mehr von israelischen Bulldozern entwurzelt werden.

Die Internationale Gemeinschaft muss sich endlich mit den Ursachen des Nahostkonflikts befassen und nicht nur mit dessen Symptomen. Ziel der angestrebten Friedensverhandlungen muss die Schaffung eines palästinensischen Staates sein, in dem die palästinensische Bevölkerung eine Lebensperspektive hat. Von der Internationalen Staatengemeinschaft fordern wir:

  • den Fall der Apartheidmauer in Palästina - entsprechend dem Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag -.
  • die Freilassung der inzwischen über 7.600 palästinensischen Gefangenen,
  • das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge anzuerkennen und zu unterstützen,
  • einen lebensfähigen palästinensischen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt anzuerkennen,
  • darauf zu dringen, dass die UNO-Resolutionen durchgesetzt werden und Israel sich endlich völkerrechtskonform verhält,
  • wirtschaftliche Sanktionen gegen Israel zu verhängen, solange die völkerrechtswidrige Besatzung der palästinensischen Gebiete andauert,
  • die Waffenlieferungen an Israel sofort einzustellen,
  • sich für die Entsendung einer UN-Schutztruppe nach Palästina einzusetzen,
  • Die Likud-Partei von Scharon hat am 12. Mai 2002 auf ihrem Parteikongress die Entstehung eines unabhängigen palästinensischen Staates ausgeschlossen! Mit dieser ablehnenden Haltung zeigt die israelische Regierungspartei ihr wahres Gesicht - sie ist an einem Frieden nicht interessiert.

    - Verein Palästinensischer Ingenieure e.V.,
    - Palästinensischer Studentenverein (PSV)
    - Generalunion der palästinensischen Ärzte & Apotheker e.V.


  • Weitre Informationen erhalten Sie über: http://www.palaestina.org

    zuletzt aktualisiert: 12. Mai 2005 | 15:42