Ist es wirklich so?

    Ist es wirklich so, dass das im Namen des deutschen Volkes und von Teilen der deutschen Bevölkerung vor mehr als einem halben Jahrhundert an den Juden begangene schreckliche Unrecht uns heute verpflichtet, die Wahrheit zu ignorieren, nämlich, das von den Israelis an den Palästinensern begangene Unrecht nicht darauf hinweisen, dass Juden sich mit Gewalt einen Staat aufgebaut haben in einem Land, das ihnen nicht gehörte und auf das sie nicht nur keinen moralischen, sondern naturlich auch keinen geschichtlichen Anspruch hatten?
Welches Volk, welcher Stamm wollte heute Ansprüche auf Gebiete erheben, in denen seine Vorfahren vor zwei- oder dreitausend Jahren gelebt haben!
Dürfen wir nicht darauf hinweisen, dass auch der scheinbar geschichtliche Anspruch darauf beruht, dass israelische Stäme, zu denen die späteren Juden zählen, vor dreieinhalb Jahrtausenden das heutige Palästina mit Gewalt in Besitz nahmen und dass man sehr wohl davon sprechen kann, dass die Israeliten und später die Juden keineswegs unschuldig daran waren, dass ihre Nachbaren und schließlich die Römer sie aus jenem Gebiet wieder vertrieben?
Dürfen wir, wenn wir die jahrzehntelange Tragödie in Palästina beobachten, alles dies nicht sagen, um uns die Freundschaft der Israelis nicht zu verscherzen?
Sollte man nicht erwarten, dass die Israelis und die Juden in aller Welt eben diese Tatsache freimütig zugeben?
Eigene Schuld einzugestehen und wieder gutzumachen ist Kennzeichen menschlicher Würde.
Die Schuld der eigenen Vorfahren einzugestehen ist intellektuelle Redlichkeit, und für Wiedergutmachung zu sorgen ist sicher lobenswert.
Sich jedoch durch jene Schuld zur Unwahrhaftigkeit verleiten zu lassen ist böse.