Bei
den folgenden Ausführungen handelt es sich um einen wichtigen Beitrag
zur aktuellen Nah/Mittelostkrise. Er könnte bei entsprechender Verbreitung
dazu dienen, den Konflikt zu entschärfen und somit Menschenleben retten.
Bitte unterstützen Sie die Diskussion zum Thema, gerade vor dem Hintergrund
der Freundschaft unter den Völkern und des Friedens zwischen den Staaten.
dokumentatioN
profitiert?
Ein Weg zu den Drahtziehern der WTC-Katastrophe
Der Anschlag und die Fragen
Wer
kannte nicht das World Trade Center in New York und das US-Verteidigungsministerium
Pentagon in Washington? Zumindest von Bildern her. Die Bauwerke waren
die sichtbarsten Symbole der wirtschaftlichen und militärischen Potenz
Amerikas. Am 11. September 2001 wurden beide Gebäude nahezu simultan
in einem gut geplanten, minutiös getimeten und anscheinend reich finanzierten
Terroranschlag angegriffen. Daß der Coup gelang, davon zeugte ein
Fernsehmarathon, den die Welt seit der amerikanischen Mondlandung
nicht erlebt hat. In Minutenfolge wurde die gelangweilte Spaßgesellschaft
mit einer Bilderflut überschwemmt, welche kein noch so intimes Detail
menschlichen Leidens außer Acht zu lassen wußte. Binnen Stunden war
aufgearbeitet, welche Spuren das Attentat wo hinterlassen hatte. In
der Seele der Opfer, der Zeugen, des Landes.
Merklich blaß präsentiert sich dagegen die Aufklärung der Tat-Hintergründe.
Angesichts eines Terrors ganz neuer Dimension bleiben hier viele, allzu
viele Fragen offen oder werden nur schwammig beantwortet. Welche Organisation
lenkte die Täter? Wie wurde der offensichtlich mit hohem logistischen
Aufwand betriebene Coup in Szene gesetzt? Welche Vorbereitungen waren
nötig und konnten diese von „normalen“ Terroristen überhaupt bewerkstelligt
werden? Vor allem aber: Warum gab es das Attentat? Was bezweckte es?
Warum richtete es sich gegen die Vereinigten Staaten? Wer profitiert
von dem Anschlag? Wem schadet er? Wer sind die Drahtzieher? Man tappt
im Dunkeln. Auch weil es - anders als sonst üblich - diesmal kein Bekennerschreiben
gibt. Keine noch so radikale Terrorgruppe will mit diesem Inferno etwas
zu tun haben.
Die Antwort der amerikanischen Sicherheitsbehörden ließ angesichts
des Umfangs der Anschläge auf sich warten. Erst am dritten Tag nach
dem aufrüttelnden Geschehnis wurde gemeldet, daß es sich bei den Tätern
um arabische Terroristen gehandelt habe. Angeblich hatten findige Experten
in der Nähe eines Tatorts einen Autovan gefunden - bestückt mit arabischen
Pässen und Fluginstruktionen. Wie in einer konzertierten Aktion enthüllten
die US-Medien gleich darauf, Passagiere hätten in Handygesprächen von
Bord eines der gekidnappten Selbstmordflugzeuges die Entführer als „drei
Araber“ bezeichnet. Bis dahin, bis zur Auffindung des Vans, hatte es
geheißen, die Passagiere hätten eine nationale Zuordnung der „drei Personen“
nicht vornehmen können.
Maximale Schlamperei auf Seiten vermeintlicher Perfektionisten. Glück
auf Seiten der Ermittlungsbehörden. Und im letztgenenannten Fall Mißverständnisse
im Presseapparat. Man mag das glauben oder auch nicht. Tatsache ist,
daß sich das Weiße Haus spätestens seit diesem Zeitpunkt auf ein Täterbild
festgelegt hat und seitdem in dieser - und scheinbar keiner anderen
Richtung - ermittelt. Man wird Beweise finden. Falsche und richtige.
Wie im Golfkrieg. Und irgendwann wird, wie im Golfkrieg, niemand mehr
nach dem Anfang fragen.
Indes: Es ist nicht die maßgebliche Frage, ob hier unter Druck stehende
Ermittlungsbehördern der Wahrheit ein wenig auf die Sprünge geholfen
haben. Nicht der kriminologische Beweis ist es, der aus dem Rahmen fällt
oder befremdet. Es ist schlicht die bedenkliche Schieflage der politischen
Logik, die es jedem denkenden Menschen aufgibt, hier innezuhalten, um
nach den eigentlichen Hintergründen des Massakers, den Profiteuren zu
fragen. Und so der Spur der Drahtzieher näherzukommen.
Die Verlierer: Araber, Muslime, PLO
Die Diskussion muß sich an der Frage entzünden: Warum griffen die
Araber nicht ihren eigentlichen Widersacher, den Zionismus, an? Warum
gingen sie nicht gegen Ziele in Israel vor? Warum sollten Araber die
Amerikaner angreifen, wo die doch im Nahost-Friedensprozeß dieses Mal
nicht an der Seite Israels standen. Ein arabischer Anschlag mußte das
Blatt jetzt komplett wenden, und die Amerikaner an die Seite Scharons
ziehen, zum Schaden der Palästinenser, ja der arabischen Sache an sich.
Und zum Nutzen der israelischen Falkenregierung, die seit dem Mord an
Ministerpräsident Rabin den Frieden blockiert. Vor diesem Hintergrund
erscheint die Tat völlig unverständlich, ja kontraproduktiv.
Und daraus leitet sich dann mit zwingender Notwendigkeit der Umkehrschluß
ein, ob nicht die Gegenspieler der Araber, also die Israelis im Spiel
sein könnten. Hatten nicht die nationalfundamentalistischen Administrationen
Netanjahu und Scharon alles getan, um den in Oslo besiegelten Ausgleich
zu unterminieren, während die PLO bis zuletzt an dem Wortlaut des Vertragswerkes
festgehalten hatte? Hatte nicht gerade deshalb Israel mehr und mehr
seinen Kredit bei seinen Gewährsmächten in Ost und West verspielt -
bis es zuletzt isoliert dastand? Jetzt ist alles anders.
Zur Erinnerung: Während seiner Präsidentschaftskampagne und der ersten
Monate im Amt, hatte Bush stets darauf verwiesen, die USA könnten der
Region keinen Frieden aufzwingen. Nun muß er im Nahen und Mittleren
Osten für den PaxJudaicae kämpfen. Um die Sicherheit im eigenen Haus
aufrechtzuhalten. Um gegenüber den Arabern nicht als erpreßbar dazustehen.
Und um wenigstens eine Seite der Konfliktparteien, mithin Israel, innen-
wie außenpolitisch an sich zu binden. Die Attacke wird Bush - und angesichts
der Schreckensbilder aus Amerika sicher nicht nur ihn - ganz zwingend
dahin führen, eine aktive Position im Israelisch-Arabischen Konflikt
einzunehmen. Zuungunsten der arabischen Staaten.
Und das ist in Jerusalem bekannt. In der Tat verstärkte Ministerpräsident
Scharon pünktlich mit dem Schreckensschlag der Terroristen in Amerika
seine Politik der Vollendeten Tatsachen im Heiligen Land. Dabei blies
ihm nach langer Zeit wieder aus dem Westen ein unterstützender Wind
in den Rücken. Führende Vertreter aus Presse und Politik spendeten Applaus
für das „entschlossene Eingreifen“ der Israelis gegen den „islamischen
Extremismus“. Der Staat Israel profitiert also; oder besser gesagt:
Radikale Fraktionen innerhalb seiner Regierung.
Deshalb fragen im Nahen Osten bereist die ersten Geheimdienstexperten:
Unterhielten die angeblichen Täter - das Umfeld Osama bin Ladens bzw.
der Taliban - Verbindungen zum militärischen Apparat Israels? Wenn dem
so wäre, dann klärten sich in der Tat eine ganze Reihe weiterer Rätsel,
die bislang offen stehen. Der sehr berechtigte Einwand, eine „normale“,
staatlich ungebundene Terrororganisation sei zu einem derartigen Anschlag
überhaupt nicht fähig, würde sich beispielsweise im Nichts auflösen.
Und man würde vielleicht auch etwas besser verstehen, wie das zwingenderweise
von langer Hand geplante Mammut-Komplott so lange „geheim“ gehalten
werden konnte. Bislang hatte man angenommen, daß die Geheimdienste schlicht
versagt, daß sie geschlafen hätten. Kaum zu glauben mit Blick auf den
Mossad, der sich bei jeder passenden Gelegenheit damit brüstet, die
islamische Terrorszene vollständig durchdrungen zu haben. Gelingt es
nun aber, eine Arbeitsverbindung zwischen den zu allem entschlossenen
Mudjaheddin des Mittleren Ostens und dem politischen Parkett - beispielsweise
in Jerusalem - zu ziehen, dann offenbarte sich uns ein ganz neues, weit
beunruhigenderes Bild. Staatsterrorismus. Und das ist angesichts der
Bilder von New York zweifellos eine überaus erschreckende Perspektive.
Zu diesem Zweck haben wir die Vita jenes Mannes zu untersuchen, der
von Anfang an von den amerikanischen Untersuchungsbehörden als Hauptverdächtiger
im Fall der jüngsten Terrorserie gehandelt wurde: Der saudische Millionär
Osama bin Laden.
Die geheimdienstliche Vita Bin Ladens
Beim CIA gibt es häufig Codenamen: Wie Blowback, also Rückstoß. Im
eigentlichen Sinne bezeichnet dieses Wort einen Agenten oder eine Operation,
der oder die auf ihren Erzeuger zurückschlägt. Osama bin Laden, Amerikas
neuer Staatsfeind Nummer eins, ist die Personifikation eines solchen
Rückstoßes. Und die Tatsache, daß er von Millionen Menschen in der islamischen
Welt als eine Art Held gesehen wird, bestätigt einmal mehr den alten
Spruch: Ernte, was Du gesät hast.
Tatsächlich ist bin Laden wie die britische BBC einräumt ebenso ein
Ziehkind des CIA wie die Taliban.(1) Denn mit der sowjetischen Besetzung
Afghanistans durch die Sowjets im Jahre 1979 ging der US-Geheimdienst
daran, die fundamentalistischen Splittergrüppchen im Lande zu schlagkräftigen
Milizen aufzubauen. Mit viel Know How, Geld und Logistik. US-Quellen
zeigen an, daß das Weiße Haus insgesamt 3 Milliarden Dollar in diesem
Krieg für das Training und die Ausrüstung der Afghanischen Rebellen
ausgab.
Pikanterie am Rande: Diese Zuarbeit erfolgte zu einem Zeitpunkt,
da die USA bereits selbst üble Erfahrungen mit dem „islamischen“ Terrorismus
gemacht hatten. Beispielsweise im Zuge der desaströsen Zerstörung der
Marinebaracken von Beirut durch ein Selbstmordkommando. Die hohe Opferzahl
unter den US-Marines führte damals zum überstürzten Rückzug Washingtons
aus dem Nahen Osten. Das lag im Interesse aller Scharfmacher in der
Region. Darunter befand sich auch der israelische Geheimdienst, der
ganz genau von den Vorbereitungen des Anschlages wußte. Im Sinne seiner
Großraumambitionen hatte es der Mossad aber absichtlich unterlassen,
die Amerikaner zu warnen. Weil er sich - zu Recht - von einem „geglückten“
Massaker den Abzug der als Bremsklotz empfundenen amerikanischen Friedenstruppen
versprach. (2)
Doch zurück zu den vom Pentagon finanzierten islamischen Extremisten:
Wie seine CIA-Biographie aussagt, verließ bin Laden Saudi Arabien, um
die 1979 in Afghanistan einmarschierte sowjetische Armee zu bekämpfen.
1984 betrieb er dazu eine Frontorganisation namens Maktab al-Khidamar
(MAK), die von allem Teilen der Welt Waffen, Geld und Kämpfer in den
afghanischen Krieg schleuste. Was die CIA-Bio in ihrer für die Öffentlichkeit
zugänglichen Ausgabe zu erwähnen „vergißt“, ist die Tatsache, daß die
MAK vom pakistanischen Geheimdienst gefördert wurde, der „Inter Services
Intelligence Agency“ (ISI), dem wichtigsten Kanal der CIA zur Führung
ihres verdeckten Krieges gegen die Moskauer Okkupation.
Als der Krieg 1989 beendet war, suchte sich bin Laden ein neues Betätigungsfeld.
Oder er wurde diesem von dritter Seite zugeführt. Auf jeden Fall kehrte
er in sein Heimtland zurück, um dort aus den Beständen der arabischen
Afghanistankämpfer die Radikalsten auszusondern. Diesen Stamm führte
bin Laden nun einer Terroreinheit zu, die sich plötzlich auch gegen
seine alten Geldgeber, die Amerikaner, richtete. Das lag nicht im arabischen
Interesse und schon gar nicht in dem der Saudis. Es muß Beobachtern
mysteriös angemutet haben, in welchem Auftrag der Terrorchef damals
handelte.
Die mißglückte Zerstörung des „World Trade
Center“ im Jahre 1993
Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da bin Laden seinen Gesinnungswandel
vollzog (und vielleicht auch seine Gönner wechselte), erschütterte zum
ersten Mal ein Anschlag das das World Trade Center. Der Terroranschlag
ereignete sich 1993. Eine Bombenzündung im Keller des WTC sollte das
Gebäude zum Einsturz bringen. Es erscheint fast wie ein Wunder, daß
es nicht schon damals zur Katastrophe kam.
Das im eigentlichen Sinne bedeutsame ist aber aus aktueller Sicht
die Tatsache, daß damals - anders als heute - die vermeintlichen Attentäter
dingfest gemacht werden konnten. Oder sagen wir besser Helfershelfer.
Wissende und auch weniger Eingeweihte. Araber. Wie heute. Was die Sache
aber im eigentlichen Sinne spannend macht, ist: Es gibt Punkte, die
darauf hindeuten, daß die Israelis involviert waren.
Soweit nachprüfbar, ging der Terroranschlag damals von Josie Hadas
aus, einem Islamisten, der laut „International Herald Tribune“ für den
Mossad arbeitete. Dieser beschäftigte für seinen vermeintlichen Auftrag
zwei Araber, die später verhaftet wurden, Mohammed Salameh und Nidal
Ayyad. Zumindest der ernstgenannte - ein Palästinenser - scheint gegen
sein Wissen als eine Art „Oswald“ in den Fall hineingezogen worden zu
sein. Hadas benutzte Salameh als Fahrer. In dieser Eigenschaft wies
er ihn an, einen Transportwagen zu mieten, was Salameh auch tat. Offensichtlich
war sich der Palästinenser nicht bewußt, was sein Arbeitgeber im Schilde
führte, denn er gab bei der Autovermietung blauägig seinen richtigen
Namen an. Unmittelbar darauf verschwand der Wagen, in dem der Sprengstoff
zur Ausführung des Anschlags transportiert wurde, spurlos. Sofort meldete
Salameh das Fahrzeug bei der Polizei als gestohlen. Zweimal. Und wieder
persönlich. Sehr zum Ärger Salamehs weigerten sich die Beamten damals
aus „formellen“ Gründen, die Anzeige zu Protokoll zu nehmen. Einen Tag
später kam es dann zu dem Anschlag, bei dem Teile des Autos sichergestellt
wurden.
Trotz des Anschlags ging Salameh einen Tag später zur Autovermietung,
um seine Kaution zurückzuverlangen. Er erhielt einen Teil ausbezahlt
und wurde Stunden später von der Polizei verhaftet. Besser erging es
dem vermeintlichen Drahzieher Hadas, in dessen Appartment die Polizei
Kabel sowie Bombenfertigungspläne sichergestellt haben soll. Er ist
heute verschwunden. Als herauskam, daß er für den Mossad arbeitete,
wurde der in polizeilichem Gewahrsam befindliche Mann stillschweigend
nach Israel überstellt. (3)
Das dürfte dann Sache jenes Inlandsdienstes FBI gewesen sein, der
das zurückgelassene „Täterumfeld“ kurz zuvor noch in Sachen Terrorismus
„betreut“ hatte. Durch den ägyptischen Geheimdienstoffizier Emad Ali
Salem. Einem Agent Provocateur, der in New York angehende Terroristen
ausbildete, sie mit Sprengstoffen belieferte, ihnen Schlupfwinkel zur
Verfügung stellte. Wenn er sich konspirativ mit den seinen traf, muß
es seltsam gescheppert haben. Denn Salem war als lebende Wanze bis unter
das Kinn verdrahtet. Die Treffen wurde vom FBI mitgeschnitten.(4)
Die Wanderjahre Bin Ladens
Zurück(?) zu bin Laden, den seine neue Anti-USA-Politik damals in
Konflikt mit vielen Freunden brachte. In Afghanistan. Und in seiner
Heimat Saudi-Arabien, die im Zuge des Golfkrieges immer näher an die
Seite Amerikas rückte. Um die Politik seines Vaterlandes nicht zu gefährden,
mußte sich der einstmals so Gefeierte bald nach einer neuen Bleibe umsehen.
So suchte bin Laden Anfang der 90er Jahre Schutz im Sudan, wo ihm
auch tatsächlich eine Art sicherer Anlaufhafen gewährt wurde. Vielleicht
aus Dank warf sich der reiche Neubürger auch sofort auf verschiedene
infrastrukturelle Arbeiten. Das klingt nun eher kon- als destruktiv.
Die Sudanesische Regierung hat später verlauten lassen, daß sie ein
Abkommen mit den Amerikanern hatte, bin Laden zu kontrollieren und seine
terroristischen Aktivitäten herabzusetzen. Im Gegenzug habe der Sudan
„Vergütigungen“ erhalten, die nicht näher spezifiziert wurden. Ob es
dieses „Besserungsprogramm“ wirklich gab und ob es damals zu den gewünschten
Ergebnissen führte, steht dahin. Auf jeden Fall, das ist nicht zu leugnen,
befand sich bin Laden in einer Verwahrung, die dem Pentagon die Kontrolle
erleichterte.
Es ist vor diesem Hintergrund mysteriös, aus welchem Beweggrund die
USA im Jahre 1995 die Sudanesische Regierung zwangen, den (Alt)Terrosisten
des Landes zu verweisen. Dieser Zug trieb bin Laden nämlich geradewegs
in die Arme der immer radikaler auftretenden Talibanmilizen in Afghanistan.
Und als ob es darum ginge, ihn zusätzlich in Rage zu bringen, schickten
die Amerikaner dem Saudi drei Jahre später ein Feuerwerk der besonderen
Art hinterher: Im Jahre 1998 ließ Clinton den Sudan bombardieren. Angeblich,
weil in von Laden errichteten Betrieben Kampfstoffe für den Irak hergestellt
wurden. Der Luftangriff sorgte damals in den arabischen Ländern für
helle Empörung. Weil der Schlag gegen die - offizielle Lesart - Pharmazeutischen
Betriebe von Khartoum damals in der Tat die Hälfte der landeseigenen
pharmazeutischen Versorgung vernichtete. Als Kollateralschaden. Oder
ganz direkt. Und weil die Opferzahlen in die Zehntausende ging. Obwohl
das Weiße Haus damals nicht wußte, ob es von den zerstörten Fabriken
eine Verbindung zu bin Laden gab (sie räumten das später selbst ein)
- sie behaupteten es. Und beschossen auf dieser Grundlage Camps in Afghanistan,
die bin Laden zugeordnet wurden, gleich mit.
Der amerikanische Präsidentschaftsbewerber Lyndon LaRouche unterzog
die US-„Raketenpolitik“ gegen Asylländer Ladens damals einer ätzenden
Kritik, die darin gipfelte, daß er einen Luftangriff auf London forderte.
Dort unterhielt der Gejagte nämlich ganz offiziell ein politisches Büro.
Und er scheint ein gern gesehener Gast im Lande der Lords und Ladies
gewesen zu sein. Die französische Internetpublikation „Indigo“ berichtet
jedenfalls, daß sich der bärtige Fundamentalistenführer noch im Jahre
1996 als Gast des Britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 in London aufgehalten
habe. (5)
Diese Nachricht legt den Finger auf den wahrscheinlich fragwürdigsten
Aspekt der britischen Außenpolitik überhaupt. Es ist der Fakt, daß England
traditionell bestrebt ist, auswärtige Oppositionskreise für eigene Zwecke
zu instrumentalisieren. Das ist schon oft auf dem diplomatischen Parkett
kritisiert worden. Und die wechselnden Regierungen Ihrer Majestät erklären
dann in schlichter Regelmäßigkeit, England sei als demokratisches Land
geradezu dazu verpflichtet, politisch Vertriebenen und Unterdrückten
einen sicheren Hafen anzudienen. Das klingt gut, weil liberal. Die Argumentation
ging aber schon zu Zeiten von Marx und Engels an den Realitäten weit
vorbei. Weil die wohlmeinenden, guten Pluralismusfreunde eben nur einen
Teil der politischen Asylanten darstellen. Und weil es eben nur vereinzelt
darum geht, diesen Menschen assimilativ eine neue Heimat zu geben. Im
Gegenteil wird ein großer Bestandteil dieser Menschen im Dienst der
englischen Geopolitik bewußt politisch gehalten, um bei Bedarf entsprechend
eingesetzt werden zu können. Und das schließt den Terrorismus ein. London
ist Weltdrehscheibe dieses wenig anerkannten Gewerbes. Allein ein gutes
Dutzend arabische Terrorgruppen hat in der Themsemetropole Wohn- oder
besser gesagt Arbeitssitz genommen.
Nun wäre es ein grobes Versäumnis, würde man einzig den MI6 mit der
genannten Politik identifizieren. Sicher, Britannia betreibt sie wohl
am längsten und sie hat sie daher auch als erstes perfektioniert. Aber
es gab zu jeder Zeit und weltweit gelehrige Schüler, denen es mit Erfolg
darum zu tun war, die „Strategie der Spannung“ in ihre Apparate zu integrieren.
Die Verbindung von Terrorismus und Staat ist seit langem bekannt. In
Italien ist das Zusammwirken mit ultrarechten Kräften wie der Freimaurerloge
P2 sowie vermutlich NATO-Gladio-Einheiten längst erwiesen. Und in Deutschland
ist mit dem „Abparken“ der „2.Juni“-Leute in der DDR unter Duldung westdeutscher
Geheimdienste klargeworden, daß auch hier diese Gruppierungen für die
politische Meinungsmache und politische Beeinflussung genutzt wurden.
Viele haben gelernt. Auch Israel. Vor allem in Israel. Gerade was
den arabischen Terrorismus anbetifft, gilt der Zionsstaat als unbestrittener
Experte, was die Disziplinen „Unterwanderung“ und „Instrumentalisierung“
anbelangt. Dabei scheint sich gerade in jüngster Vergangenheit eine
bemerkenswerte Annäherung an Kreise „ergeben“ zu haben, die heute allerorten
als Hauptverdächtige des WTC-Massaker gehandelt und gesucht werden.
Drahtzieher afghanischer Terroristen
So enthüllte Indiens größtes wöchentliches Nachrichtenmagazin „The
Week“ am 6. Februar 2000, daß der israelische Geheimdienst versucht
habe, islamisch-extremistische Einheiten im Mittleren Osten zu infiltrieren:
Im Januar 2000 hatten indische Geheimdienst-Offizielle in Kalkutta
elf Ausländer festgehalten, um diese einzuvernehmen, bevor sie in das
muslimische Nachbarland Bangladesh weiterfliegen konnten. Sie wurden
unter dem Verdacht festgehalten, Luftpiraten zu sein. Die Gruppe hatte
geplant, eine islamische Versammlung bei Dhaka zu besuchen, aber Bangladesh
verweigerte die Erstellung von Visa. Später, unter offenkundigem Druck
Israels, erlaubte ihnen Indien, nach Tel Aviv auszufliegen.
„Sie hatten Landeerlaubnisse für Dhaka, aber das sind keine Visa“,
sagte ein Diplomat der Bangladesh High Commission in Delhi. „Um keine
Risiken einzugehen, entschieden wir, sie nicht länger bei uns zu halten.
Alle elf hatten Israelische Pässe, wurden aber für Afghanen gehalten,
die eine Zeitlang im Iran gelebt hatten.“ Indische Geheimdienstmitarbeiter
zeigten sich erstaunt über das nationale Profil der Verdächtigen. „Sie
waren ganz sicher Muslime; sie sagen, daß sie in Indien zwei Monate
den Islam gepredigt hätten. Aber sie sind Israelische Passbürger von
der Westbank“, sagte ein leitender Geheimdienst-Offizieller. Er führte
an, daß Tel Aviv auf Delhi „erheblichen Druck ausübte“, um ihre Freisetzung
sicherzustellen. „Es hatte den Anschein, daß sie für eine sensitive
Organisation in Israel arbeiteten und zu einer Mission nach Bangladesh
entsandt worden waren“, sagte der Offizielle.
Der Israelische Geheimdienst Mossad ist bekannt dafür, schiitische
Muslime zu rekrutieren, um die radikalen islamischen Networks zu durchdingen.
„Es ist nicht ungewöhnlich für den Mossad, elf Afghanen im Iran anzuwerben
und ihnen die Israelische Staatsbürgerschaft zu geben, um ein Netzwerk
wie das von Bin Laden (!!!) zu unterwandern. Sie würden dann damit anfangen,
diese Personen in eine radikale Islamistengruppe in einem unverdächtigen
Platz wie Bangladesh einzuführen“, sagte Geheimdienst-Analyst Ashok
Debbarma. Der Druck, der seitens Israel auf Indien zur Freisetzung der
Männer ausgeübt wurde, und die Eile, mit der sie wieder ausgeflogen
wurden, legt eine fehlgeschlagene Mission nahe. Mossad-Beobachter sagen,
die Operation sei womöglich wegen einer „unwillkommenen Intervention“
in einem befreundeten Land abgeblasen worden und so habe man sich entschieden,
das Weite zu suchen.
Möglicherweise haben die Immigrationsbehörden von Calcutta ihre
Hände auf die falschen Leute gelegt. Sie suchten nach islamischen Extremisten,
die eine Flugzeugentführung im Schilde führten. Am 11. Januar gab das
SicherheitsBüro für Zivilluftfahrt (BCAS) ein streng geheimes Rundschreiben
heraus (No.:ER/BCAS/PIC/CIRCULAR/99), in der „eine Geheimdienstmeldung“
zitiert wurde, die einen möglichen Kaperversuch eines Bangladesh Biman-Flugzeugs
von Indien aus behandelte - die Fluglienie also, die die festgehaltenen
Männer besteigen wollten. Kopien des durch den geschäftsführenden Regionalsicherheitschefs
am Flughafen von Calcutta, L. Singsit, abgezeichneten Zirkulars, wurden
an relevante indische Agenturen weitergereicht. Darin hieß es, daß acht
„Pushtu-sprechende Mujahideen“ Indien zu diesem Zweck betreten hätten.
Soweit das Nachrichtenmagazin „The Week“(6). Es ist ein seriöses
Blatt. Der Autor des Artikels - Subir Bhaumik - arbeitet als Ostindischer
Korrespondent für den englischen Staatssender BBC.
Was wußten die Geheimdienste?
Der CIA als Geburtshelfer und Pate von bin Laden und der Taliban.
Der MI6 noch nach den ersten antiamerikanischen Übergriffen dieser Gruppen
deren Gastgeber. Der Mossad Brötchengeber und Komplize terroristischer
afghanischer Flugzeugentführer - gerade einmal vor einem Jahr. Bricht
an diesem Punkt nicht ganz von selbst das Rätsel in sich zusammen, daß
eine „normale Terrorgruppe“ die entsetzliche Attentatsserie nicht durchführen
konnte?
In der Tat stellt die Komplexität der Attacken einen ganz entscheidenden
Punkt zur Lösung des blutigen Geschehens dar. Daß die wagnereske Inszenierung
von New York und Washington die logistischen und nachrichtendienstlichen
Ressourcen des bekannten arabischen Terrorismus bei weitem übersteigt,
ist ein stimmiges Argument. Aber nur, solange man keine Helfer auf der
staatlichen Ebene in Erwägung zieht. Solange man die Mithilfe geheimdienstlicher
Strukturen bewußt außer Rechnung stellt.
Es sollte überraschen, wenn die Ermittlungsbehörden in den USA dies
wirklich tun würden. Indes - und das ist das zentrale Problem - sie
scheinen derartige Verbindungen allein vor dem Hintergrund einer arabischen
Verschwörung zu erwägen. Außerarabische Verstrickungen werden geradezu
aufreizend lässig ignoriert. Obwohl die Vorgeschichte des Attenats genau
in diese Richtung weist. Und obwohl einzig die bin Laden-“Freunde“ im
CIA, im MI5 und im Mossad in den Vereinigten Staaten stark genug wären,
um dort entsprechende Aktivitäten zu entwickeln bzw. zu manipulieren.
Vielleicht auch ganz einfach nur wissend zu dulden. Durchzuwinken. Wegzusehen.
Bei den strukturellen Vorarbeiten, im Mittleren Osten, in Amerika. Am
D-Day auf den Flughäfen.
Natürlich ist ein Zusammenspiel von drei Geheimdiensten zur Begünstigung
(und nachmaligen Ausnutzung) einer solchen Katastastrophe schwer vorstellbar.
Auch wenn sie, wie hier zutreffend, alliiertt sind. Wenn aber eine Gruppe
die Konkurrenz auf verschiedenen, nicht nur formal-geheimdienstlichen
Wegen, penetriert hat, dann sieht die Lage wieder ganz anders aus. Eine
solche Organisation mag den gewünschten Terroranschlag „geschehen lassen“
und dabei begleitend jene Gegnerdienste ausbremsen oder blockieren,
die dem Plan gefährlich werden könnten.
Die Israelis könnten das als einzige. Allein dem Mossad ist es gelungen,
die Unternehmungen der Konkurrenz zu unterwandern, ohne selbst von gegnerischen
Agenten durchsetzt zu werden. Und während CIA und MI6 in Übersee nicht
viel mehr als ein dichtes Agentennetz vorzuweisen haben, greift der
Mossad (laut Ex-Mossad-Oberst Victor Ostrowsky) mit dem Finanzwesen
und den Massenmedien gleichsam auf entscheidende Schaltstellen im Kampf
der politischen Systeme zu.(7) Zumindest in den großen Industrienationen.
Ganz gewiß in den USA. Und hier in eklatanter Form an der Ostküste,
dort, wo seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion die große Politik gemacht
und Karrieren geschmiedet werden.
Der CIA: Blind und unfähig oder hellwach
Es muß gefragt werden, warum der CIA mit seinen guten Verbindungen
in den Nahen und Mittleren Osten nicht der anrollenden Gefahr gewahr
wurde. Es muß gefragt werden, warum die amerikanischen Sicherheitsbehörden
auf verschiedenen Ebenen hartnäckig Insider-Warnungen überhörten, die
sie inhaltlich und terminlich über das dann tatsächlich eingetretene
Attentat informierten. Allein aus Deutschland überliefert die Presse
zwei Fälle, in denen Zivilisten im Vorfeld des Anschlags den Kontakt
zu den Amerikanern suchten. Es ist davon auszugehen, daß die US-Administration
auch aus dem arabischen Raum entsprechende Hinweise erhielt. Trotz alledem
wurde offenkundig nichts unternommen, um die Sicherheitsstandards in
den sensiblen Bereichen des Landes, etwa an den Flughäfen, zu erhöhen.
Und sei es auch nur vorübergehend. Stimmt die Version der Massenmedien,
dann bestiegen am Tag des Anschlags an vier verschiedenen Orten vier
verschiedene arabische Terrorkommandos vier Pasagierflugzeuge - ohne
scheinbar auch nur einmal auf eine Kontrolle zu stoßen, die diesen Namen
auch verdient.
Selbst dann, als das Unglück seinen Lauf genommen, als das erste
Flugzeug bereits den ersten Tower in Brand gesetzt hatte, wurden immer
noch keine Sicherungsmaßnahmen ergriffen, um weiteres Unheil abzuwenden.
Hinsichtlich des Anschlages auf das Pentagon fragten deshalb Experten
nur zu Recht, wie es sein kann, daß dieses nicht gegen einen möglichen
Luftangriff geschützt war, und das obendrein eine Stunde nachdem der
erste Anschlag schon passiert war. Wie konnte es geschehen, daß nach
dem ersten Anschlag auf den ersten Tower nicht sofort Luftabfangjäger
aufstiegen, um die City von New York vor weiteren Anschlägen zu schützen?
Wer trat da auf die Bremse?
Die Unterlassungssünden der CIA fielen am Rande des Kamikaze-Desasters
von Anfang an ins Auge. So sehr, daß nicht wenige Libertarians im Internet
den US-Geheimdienst als verantwortlichen Strippenzieher im Hintergrund
aufs Korn nahmen. War der „Apparat“ nicht nur durch fremde Dienste eingeschläfert
worden, sondern „dabei“? Vielleicht, weil es im Interesse der amerikanischen
Politik lag? Weil sie einen Paukenschlag dieser Art brauchte? Der Präsident,
um sich aus einem schweren Popularitätstief zu befreien, in dem er quasi
seit Amtsantritt gefangen zu sein scheint? Praktisch nach dem Vorbild
Margaret Thatchers, die am anderen Ende der Welt den Falklandkrieg führen
ließ, um in England Wahlen zu gewinnen. Wahlen, die vor dem plötzlich
einsetzenden Patriotismusschub aussichtslos verloren schienen. Fakt
ist, daß Bush - bislang von der US-Medien als „Trottel der Nation“ verhöhnt
- heute in einem ganz anderen Licht dasteht. Ernst. Nachdenklich. Entschlossen.
Als Kämpfer für Demokratie und Freiheit. Ein Staatsmann also, wie ihn
sich Amerika wünscht. Die Massen sammeln sich hinter ihm. Das war abzusehen.
Die Drahtzieher des Anschlages konnten diesen Effekt von vornherein
in Rechnung stellen.
Genauso wie die Tatsache, daß der 11. September dem Weißen Haus ein
umfassendes Mandat eröffnen würde, die Machtstellung der Vereinigten
Saaten im Mittleren Osten ganz beträchtlich auszuweiten.
Wußte eine Handvoll Verantwortlicher, plaziert an entscheidenden
Positionen der Macht, was da auf sie zurollte und welche Möglichkeiten
es ihnen eröffnete? Ein zweiter „Fall Reichstag“ also? So provokant
diese These auf den ersten Blick auch scheint, sie ist nicht abwegig.
Gerade nicht in Amerika. Denn die meisten der größeren Kriege, in den
die USA verwickelt „wurden“, begann mit einem Vorfall, der Machination
und Täuschung in sich vereinigte. Nehmen wir die mysteriöse Explosion
des amerikanischen Schiffes Maine, die, als feindlicher Kriegsakt gewertet,
Amerika 1898 Maßgabe zum Kubakrieg gegen die Spanier gab. Die Himmelfahrt
der Lusitania, die geopfert wurde, um den Eintritt der USA in den ersten
Weltkrieg zu begründen. Der japanische Angriff auf Pearl Harbour, von
dem Washington lange vorher informiert war (vgl. taz v. 15/16. Sept.
2001, S.28), den es aber bewußt betrieb, um die pazifistische öffentliche
Meinung Amerikas zu wenden. Dafür nahm Roosevelt, ansonsten ein vorbildlicher
Präsident, die Vernichtung der halben Pazifikflotte in Kauf. Und 5000
Tote Soldaten, die damals - vor genau 60 Jahren - dafür herhalten mußten,
daß Strategen einen direkten Kriegsanlaß fanden, den ihnen die Diktatoren
Europas partout nicht liefern wollten. Die Fabrikation der Vorfälle
am Golf von Tonkin, die zum Eintritt der USA in den Vietnam-Krieg führten,
ist ein weiteres Kettenglied in der langen Liste amerikanischer Schein-Heiligkeit.
Und natürlich die Ereignisse, die zum vermeintlicherweise so gerechten
Krieg der „Demokratien“ gegen Saddam Hussein, den „Bösen von Bagdad“
führten. Damals ging die Vorbereitung des Unternehmens von Israel aus,
das einen - so die eigene Sprachwahl - Präsentivkrieg gegen Bagdad führen
wollte; dem Zionsstaat war der Irak allzu früh und allzu gefestigt dem
Iran-Konflikt entronnen. Um eine breite Solidarsierungsbewegung der
arabischen Welt zu umgehen, reichten kluge Strategen in Tel Aviv die
Ausführung von Desert Storm kurzerhand an die Amerikaner weiter. Und
die mochten angesichts einer gerade zusammenbrechenden UdSSR der Versuchung
nicht widerstehen, den bisherigen Hauptpartner der Commis ein für allemal
matt zu setzen. Das hintergründige Aufeinanderhetzen von Kuwaitis und
Irakern sowie die Freibriefe, die das US-Außenamt Saddam zur Führung
seines Kuwaitkrieges ausstellte, sie gehören zu den Cremestücken machiavellistischer
Außenpolitikpolitik (vgl. taz 15/16.09.2001, S.28). Das Pentagon lancierte
damals einen militärischen Einsatz, der einen hohen strategischen Gewinn
ausschüttete. Und im wahrsten Sinn keine müde Mark koste. Denn die Amerikaner
ließen sich ihr selbstloses „Engagement für den Frieden“ damals von
jenen NATO-Partnern bezahlen, die dem Geschehen militärisch abseits
standen. Auf Heller und Pfenning.
Damals saß ein Mann im Weißen Haus, der ob seiner Vita ganz genau
wußte, wie man schmutzige Kriege am wirkungsvollsten in Szene setzt:
Der Ex-CIA-Chef George Bush. Senior, muß man heute dazusagen. Der Junior,
der heute die Geschicke Amerikas bestimmt, hat vor einem Jahr den Kern
der alten Golfkriegsmannschaft in sein Kabinett übernommen. Vielleicht
hat ihm ja jemand gesagt, er könne sie noch einmal für einen zweiten
Wüstensturm im Mittleren Osten brauchen. „Never change a winning Team“,
nennen das die Briten...
Vom Nahen in den Mittleren Osten:
Die weltpolitische Folgen
Nun geht Amerika also gegen seinen arabischen Ziehsohn Bin Laden,
der sich zum Schaden der nichtarabischen Afghanen bei jenen Taliban
versteckt, die einen Großteil des bürgerkriegserschütterten Landes kontrollieren.
Afghanistan wird damit das Angriffsziel Nummer eins darstellen. Es wird
das Land als solches treffen. Den Staat als solchen. Denn noch bevor
klar war, wer die Täter sind, da hatte Bush bereits festgestellt: Unser
Land ist angegriffen worden. Von außen. Wir werden zurückschlagen. Und
dabei - das ist der entscheidende Satz - keinen Unterschied zwischen
dem Terrorismus und seinem Aufnahmeland machen.
Im Bewußtsein ihres sicheren Endes haben Taliban-Führer sofort erklärt,
sie wären bereit, den USA zu helfen, bin Laden auszuliefern. Oder gar
zu töten, indem sie den Amerikanern die Positionen seiner Camps angäben,
sodaß diese ihre Cruise Missiles zum Ort schicken könnten. Dieselben
Männer haben darüber hinaus gesagt, daß sie bin Ladens Computer und
elektronische Ausrüstung, derer man sich bemächtigt habe, auf Wunsch
auslieferten. Washington aber, so New Yorks linksintelletuelle „Village
Voice“, habe sie abgewiesen. (8) So war es auch im Golfkrieg. Da hatte
Saddam, als er merkte, in welche Falle er geraten war, auch zurückstecken
wollen. Sofort. Weitgehend. Hart heran an den Gesichtsverlust. Und war
abgewiesen worden.
Bush will den Krieg. Er will die Geste des Siegers. Und am Ende die
Früchte des Zorns. Unbedarfte Menschen werden darüber hierzulande die
Schultern zucken und sagen: Das ist seine Sache bzw. die von Kongreß
und Senat. Es geht schließlich um Belange der amerikanischen Politik.
Stars and Stripes-Hemissphäre, Stars and Stripes-Entscheidungen. Sollen
die Amis halt in den Krieg ziehen. Was kümmert´s mich? Leider kann man
sich die Rechnung aber nicht so einfach machen. Denn im Zeitalter des
Globalismus kann sich die Alte Welt nur mehr sehr schwer von der Neuen
abkoppeln. Zumal, wenn es um militärische Entscheidungen geht. Zu eng
sind die Nationen des Westens während des Kalten Krieges zusammengerückt.
Vor allem in der „Verteidigungs“-Wertegemeinschaft NATO. Und hier haben
die Amerikaner ein sehr starkes, wenn nicht das bestimmende Wort.
Heute spürt man den Druck und die bindenden Verpflichtungen, die
auf den Politikern Europas lasten. Trotzdem. Es wird - und das ist gut
so - dem interessierten Establishment nicht leicht fallen, diesen kriegserprobten
Kontinent geschlossen in den Kampf zu schicken. Kaum ein Franzose ist
mit einem Hurrah auf den Lippen bereit, unter amerikanischem Oberkommando
sein Leben auszuhauchen. Und das türkische Volk wird als ganzes revoltieren,
wenn ihm seine Regierung einen Waffengang gegen ein islamisches Land
auferlegt.
Die Gefahr steht daher im Raum, daß ein zweiter Terrorangriff auf
europäischem Boden bereits geplant sein könnte. Man stelle sich einen
verheerenden Anschlag gegen das weltweit besuchte Oktoberfest vor. Dort,
wo sich alljährlich die Völker der Welt ein buntes Stelldichein geben.
Zum Feiern und Fröhlichsein. Ein Knall. Und dann, nebeneinander aufgereiht,
Särge, mit den Landesfahnen der Opfer darauf. Kriegsbilder, die unter
die Haut gehen. Die einen. Die entschlossen machen.
Deutschland selbst, seit 1945 auch gegenüber Führern aus dem Ausland
das Land des vorauseilenden Gehorsams, bedarf im übrigen keiner derart
martialischen Anstöße. Im Gegenteil. Schneller als alle Nachbarn zusammengenommen,
steht der deutsche Landser bereits abmarschfertig im Drillich bereit.
Ausgerüstet durch einen Verteidigungsminister, der um ein Haar als berührbarer
Softie baden gegangen war. Und der jetzt umso mehr bemüht ist, den harten,
entschlossenen Truppenchef zu mimen. Abgesegnet durch einen Außenminister,
den seine radikal-autonome Vergangenheit erpreßbar macht; es darf als
sicher angenommen werden, daß die gegnerischen Geheimdienste längst
nicht alle Dokumente zum Spontileben Fischers an die Öffentlichkeit
gegeben haben. Und der erste Mann im Staate, der Bundeskanzler? Er nannte
den Phantomanschlag vom 11. September bereits am zweiten Krisentag einen
„Bündnisfall“. Vielleicht mit Blick auf den begehrten Listenplatz im
Weltsicherheitsrat, der Deutschland seit nunmehr zehn Jahren wie ein
Wurstzipfel vor die Nase gehängt wird. Das mag in diesem Fall Weitsicht
suggerieren. Zugleich aber auch Blindheit für die enormen Gefahren,
die der nun anstehende Kriegseinsatz in sich birgt.
Afghanistan, künftiges Operationsfeld Hunderttausender GIs, grenzt
an das Hoheitsgebiet der ehemaligen Sowjetunion und China. An Pakistan
und Indien. An den Iran. Das vielleicht einzige, was diesen so gegensätzlichen
Mächten gemeinsam ist, das ist der Konflikt untereinander. Und - das
ist gerade in unserer heutigen Umbruchzeit doppelt gefährlich - der
Besitz von Atomwaffen. Und mitten hinein in ein von Spannung aufgeladenes
Pulverfaß platzt nun Amerika. Ein von schlichter Law and Order-Mentalität
geprägtes Amerika, dessen Aufgabe es sein wird, als Elefant im Porzellanladen
den Tee zu servieren. Obwohl es der auf Augenblicklichkeit gepolte Medienzirkus
heute nicht sieht, sehen kann, will, darf: Die Katastrophe ist vorprogrammiert.
Was, wenn der Konflikt über die unsicheren Grenzen des Iran hinausgreift?
Wie werden die Mullahs reagieren? Wird China einer Ausweitung des Krieges
zusehen? Und die Russen? Die Situation, das ist schon jetzt absehbar,
wird sich irgendwann hochschrauben. Und sie wird mit etwas, gar nicht
einmal so viel Pech irgendwann nicht mehr kontrollierbar sein. Dann
werden Raketen startklar gemacht, die weit reichen. Raketen, die in
Windeseile Kontinente überbrücken können.
Bush mag das nicht schrecken, da er sich und sein Land durch den
gerade erst erprobten Raketenschild von außen geschützt sieht. Aber
ein großer Teil der restlichen Welt wird involviert sein. Furchtbar
involviert. Endzeitlich. Mit ein klein wenig Pech.
Kontakt:
WTCquest@hotmail.com
(1) NBC Homepage auf http://msnbc.com/news/190144.asp?cp1=1.
Bericht vom 13. 9. 2001 „Bin Laden comes home to roost. Sowie BBC Homepage.
World. South Asia. Friday, 14. September 2001, 13:39 GMT 14: 39 UK.
Bericht „Who is Osama Bin Laden“. „He received security training from
the CIA itself, according to Middle Eastern analyst Hazhir Teimourian...
He founded the Maktab al-Khidimat (MAK)“. Ausführlichere Angaben zur
Vita Ladens siehe unter anderem „The Indian Express“, Bombay/Indien
vom Samstag, den 22. August 1998 auf http://www.expressindia.com/ie/daily/19980822/worldsearch.html.
Hier wird erwähnt, daß der CIA Bin Laden jene Camps in um um Khost aufbaute,
die US-Streitkräfte dann 1998 bombardierte
(2) People 1. 10. 1990 mit Bezug auf Victor Ostrovsky „By Way of Deception“,
St. Martin´s Press, New York 1990, Seite 321
(3) Angaben grundsätzlich nach http://www.iiie.net/articles/wtcbombing.html,
Bericht: „World Trade Center Bombing“. Kontakt über light@iie.net. Siehe
auch International Herald Tribune, 8. März 1993: „What has emerged,
is that the telephone number and apartment listed on the rental agreement
for the van carrying the explosives belonged to Guzie Hadas - long established
as a Mossad operative. Siehe auch „Jamiatul Ulama“, Bericht von Anwar
Ul Haque auf http://www.jamiat.org.za/whatsnew/albright.html, „The bombing
of World Trade Center was carried out by Israeli Agent Josie Hudas....
Josie Hudas has hired a Palestinian driver whom he ordered to rent a
van from Rider. Later Josie Hudas (A Mossad Agent) used the van to bomb
the World Trade Center.“
(4) „Muslim World Monitor“, 4. Juli 1993 sowie „Los Angeles Times“,
4. Juli 1993. Beide Quellen nach Ralph Schoenmann, editorial board member
of „The Organizer“ newspaper, San Francisco. Netbeitrag „Resist U.S.
Aggression“. Der Schoenmann-Artikel führt mit Hinweis auf den Muslim
World Monitor ferner aus, daß Salem den von ihm „geführten“ Terroristen
vorschlug, bestimmte zivile Ziele in New York anzugreifen, darunter
das United Nations Gebäude sowie verschiedene Tunnel. Das FBI wußte
seit 1990 von den entsprechenden Zielen. Aus der L.A.Times wird abschließend
ergänzt: „Fifty storage boxes of documents concerning plans to blow
up the World Trade Center with full detail ´sat´ in police and FBI hands.“
(5) Angaben zum Sudan- und Londonaufenthalt erstranging nach „From The
Wilderness“/Newsletter vom 13. 9. 2001 (Bericht-Reprint v. September
1998) auf http://copvcia.com/stories/sept 2001/osama bin laden.html,
Bericht „Osama Bin Laden - a CIA Creation and ist ´Blowback´. ´Terrorist´
ist connected to CIA and drugs.
(6) „The Week“. Indias No. 1 Weekly News Magazine auf http://www.the-week.com/20feb06/events2.htm,
Bericht „Aborted mission“
(7) Als wichtigste Trümpfe in diesem abgekarteten Spiel gelten der australische
Zionist Rupert Murdoch und der in Böhmen gebürtige Mosae Jan Ludvik
Hoch, der sich in England „Robert Ian Maxwell“ nannte. Mit dem israelischen
Abwehr-Offizier Victor Ostrovsky enthüllte schließlich ein echter Insider,
daß Maxwell sein Medienimperium im Auftrag des Mossad aufgebaut hatte,
um das britische Establishment zu beeinflussen. Als der jüdische Medientycoon
seinen israelischen Auftraggebern lästig wurde, ersetzten sie ihn nach
seiner Liquidierung durch Murdoch. Siehe Victor Ostrovsky, „Geheimakte
Mossad“, Bertelsmann, München 1994, Seite 259f., 267, 276, 356-360.
(8) „The Village Voice“, USA auf http://www.villagevoice.com/issues/0137/ridgeway.php
Bericht vom 12. 9. 2001 „Enemy Could Lie Without - or Within“ Anhang:
Fundamentalisten, Messianisten, Armageddonfanatiker Ein derartiges,
biblisches Szenario kann niemand wünschen, der bei klarem Verstand ist.
Nicht Bush. Nicht sein Geheimdienst. Und das bringt auch den Israelis
nichts. Im Gegenteil. Es gefährdet sie an Leib und Leben. Und trotzdem
gibt es von der Öffentlichkeit völlig unbeachtete Gruppierungen, die
in einem nahenden Armageddon Grund zur Freude sehen. In ihrem Umfeld
bewegen sich Menschen, die heute ihre ganze Existenz dafür aufs Spiel
setzen würden, damit die Erde an den Rand der Vernichtung gerät. Die
Rede ist von den sogenannten Armageddonfanatikern. Sie stellen die wahrscheinlich
gefährlichste Fraktion im Fundamentalismus überhaupt dar. Gerade weil
es nicht die strukturellen Vorteile sind, die diese Menschen bewegen.
Nicht das Geld. Nicht der Besitz. Nicht einmal das individuelle Glück.
Einzig die Religion ist es, die das Leben dieser selbsternannten Gotteskrieger
bestimmt. Und, das ist die Besonderheit dieser Gruppen, die Erwartung
eines kommenden Heilands, der erscheinen wird, um die Menschheit der
Erlösung zuzuführen. Damit das passiert, muß die Welt zuvor, wie in
den Schriften der Propheten vorhergesagt, in den Todeskampf geschickt
werden. Wir finden diese radikalen Fundamentalisten praktisch in jeder
Religion. Im Buddhismus sehen wir ihre rührigen Vertreter in der Sekte
um Shoko Asahara. Jenem japanischen Doomsday-Guru, der mit seinen Giftgasanschlägen
auf Untergrundbahnen die Medien in Atem hielt. Und wir finden messianische
Vertreter im Christentum. Aktivistische Messianisten, die anders als
die Zeugen Jehovas nur zu gerne bereit sind, Gott ins Handwerk zu pfuschen.
Ihre Vertreter haben sich in der radikalen Fernsehpredigerszene Nordamerikas
eine gewisse Lobby aufgebaut. Kämpferische Charaktere aus diesen Reihen
suchen regelmäßig das „Heilige Land“ auf, um durch gezielte Provokationen
die dortige politische Lage anzuheizen. Häufig werden diese Aktionen
am Rande der Al-Aqsa-Moschee ausgetragen, einem Heiligtum der Mohammedaner,
das den biblischen Offenbarungen zufolge im Schlußteil der Tage zerstört
werden wird. Im Bereich des Jerusalemer Tempelbergs bekämpfen sie den
„Unglauben“ der allgegenwärtigen Muslime. Schulter an Schulter mit den
jüdischen Fraktionären des Messianismus, fundamentalistischen Chassiden.
Alle diese Gruppen sind gefährlich. Doch am gefährlichsten scheint die
israelitische. Weil sie den höchsten Grad an Organisierung erreicht
hat. Weil sie am geplantesten in die Belange der Politik eingreift.
Und das nicht sporadisch, sondern ständig. Zielgerichtet. Seit langem.
Als Handlungsanweisung dient ihr dabei die vor Jahrtausenden niedergelegte
Zukunftsschau des Judaismus, welche als direkter Auftrag zur eigenen
Tat interpretiert wird. Ihnen selbst, so die häretischen Mose-Jünger,
sei es aufgegeben, das Weltgeschehen dem Zufall zu entreißen, um es
zum Instrument der Erfüllung der biblischen Prophezeiungen zu machen.
Der von den „Vollstreckern Gottes“ zuweilen selbst eingestandene Zielpunkt
des machiavellistischen Treibens: Es ist die Vereinigung der gesamten
Menschheit in einem weltumgreifenden Gottesstaat, der zentral von Jerusalem
gelenkt wird. Dieser letzte Schritt soll im Zuge eines noch ausstehenden
Atomkrieges (der „Großen Ernte“) erfolgen, auf dessen Höhepunkt sich
die fundamentalistischen Kreise des Judentums die Ankunft ihres Messias
erwarten. Wohlgemerkt: Diese Gruppe ist nicht mit dem jüdischen Volk
zu identifizieren. Und auch nicht mit der jüdischen Religion. Es ist
eine kabbalistische Sekte, die das eigentliche Wesen des Judentums mit
Füßen tritt. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Unterschied. Dies
zumal die Tätigkeit dieser okkulten Fanatiker dem Judentum als Volk
fast immer nur geschadet hat. Und die das Schicksal des jüdischen Volkes
stets der Bedeutung der Prophezeihungen unterordneten. So interpretierte
ihr wichtigster Exponent, Zvi Jehudah Kook (der Sohn des israelischen
Chefrabbis), gar den Holocaust als "himmlische Chirugie". Als ein "tiefes,
verstecktes, göttliches Heilverfahren, das darauf abzielt, uns von der
Unreinheit des Exils zu befreien." So wie beide Weltkriege sei "auch
der Holocaust eine Erschütterung, die Vernichtung einer verfaulten Kultur
(jede des Exils) im Dienst der nationalen Widergeburt und der Erfüllung
der Vision des geoffenbarten Endes."
(9) Das erschreckende: Kook stand seinerzeit mit diesen weltfremden
Gedanken keineswegs für sich allein. Weil es seiner Organisation schon
damals gelungen war, Israel mit einem engmaschigen Netz zu überziehen.
Weil seine Politik-Sekte in aller Stille geheimdienstartige Strukturen
aufgebaut hatte. Und hinter dem Feigenblatt religiöser Frömmigkeit eine
Arbeitsweise entwickelte, die nur mit der Scientology-Kirche oder die
Loge P2 verglichen werden kann. Unbesehen von der Außenwelt entwickelte
sich das Netzwerk dergestalt, daß es heute in den rechtsreligiösen Parteien
Israels den Ton angibt. (Vgl. dazu die Ausführungen des israelischen
Autoren Israel Shahak) Und da diese seit langem im Parlamentsleben des
Landes das Zünglein an der Waage bilden, findet man messianistische
Vertreter auch in den wechselnden Regierungen. Im Militär. Und im Geheimdienst.
So erklärt sich, daß nicht wenige politische Entscheidungen bis hin
zu Kriegen die Handschrift dieser Leute tragen. Bis hinein in die jüngste
Zeit arbeiten chassidische Bibelforscher an den Prophetien der Bibel.
Sie suchen die offenen, die halbverschlüsselten, die allegorischen Stellen.
Sie analysieren sie, suchen sie in eine Zeitachse einzupassen. Und geben
ihre Erkenntnisse dann an Aktivisten weiter, die daraus vollendete Tatsachen
zu schaffen haben. Bis zur Ebene der hohen Politik hinauf. Einen kaum
vertarnten Einblick in dieses unheimliche Geschehen gaben vor wenigen
Jahren einige jüdisch-amerikanische Autoren, die den oben genannten
Kreisen nahestehen. Diese Männer, zumeist kabbalaerfahrene Politologen
und Wissenschaftler, gaben vor, per Zufall auf Verschlüsselungssysteme
in der Bibel gestoßen zu sein, mittels derer man künftige Ereignisse
zeitgenau bestimmen könne. Im Grunde postulieren diese „Bibel-Code-Forscher“,
etwas entdeckt zu haben, was schon sehr lange in ihren Kreisen bekannt
war bzw. betrieben wurde. Einfach gesagt: Sie übernahmen Althergebrachtes
und würzten es mit einer Prise Zauber und Magie. Doch das ist nicht
das bedeutsame, das interessante, was uns im ferneren beschäftigen soll.
Es ist vielmehr der Fakt, daß wir aus dem Munde dieser Männer erfahren,
daß sich die vermeintlich so säkular geprägte Politik Israels oft ganz
entschieden aus der Mystik speist. Daß führende Vertreter des Staates
das Wort „Gottes“ als Antrieb für eigenes Handeln nehmen. So weit, daß
sie suchen, den Gang der politischen Geschicke nach der biblischen Zukunftsschau
auszurichten. So schreibt der Religionswissenschaftler Dr. Jeffrey Satinover
über die Zeit vor Ausbruch des Golfkrieges von 1991 wörtlich: „Tatsächlich
haben mehr als nur einer der Code-Erforscher enge Beziehungen zu den
kryptologischen Diensten des renommierten israelischen Geheimdienstes
Mossad und auch zu anderen Geheimorganisationen.“ Um dann kryptisch
fortzufahren: „Mag sein, daß der Mossad in das alles verwickelt ist...“
(10) Wir erfahren, daß Mossad-Leute, Militärs und kabbalistische Fundamentalisten
vor Beginn des Golf-Krieges „die sich entwickelnde Situation am Golf“
„ermittelten“. Daß sie Einzel-Ereignisse bis hin zu Raketenangriffen
„diskutierten“. Geschehnisse, die dann auch wirkich „eingehalten“ wurden.
Also eintraten.
(11+12) Damit aber nicht genug. Auch das gewaltsame Ende von Ministerpräsident
Itzhak Rabin, dem Schrittmacher des Nahostfriedens, soll in der Bibel
„prophezeit“ sein. Inklusive des Tatzeitpunktes, nach christlicher Zeitrechnung
1995/96. Der jüdisch-amerikanische Kabbalist Michael Drosnin hatte davon
Kenntnis bekommen und begab sich nach Israel um - wie er schreibt -
Rabin zu warnen. Das Gipfeltreffen fand nicht statt. Vermutlich lehnte
Rabin ab, weil er ein zu aufgeklärter, ein zu moderner Mensch war. Dafür
traf sich Drosnin mit dem führenden Wissenschaftler des Verteidigungsministeriums,
General Isaac Ben-Israel. Um an dessen Seite in der Bibel nach Einzelheiten
des prophezeiten Mordes zu forschen. Kurz darauf - das Jahr 1995 war
gerade ins Land gegangen - erließ Rabbi Avraham Hecht eine rabbinische
Verfügung zur Ermordung von Ministerpräsident Rabin, vorgeblich weil
dieser „heiliges jüdisches Land“ preisgeben wolle.
(13) Als Ministerpräsident Jitzhak Rabin am 4. November 1995 eine großangelegte
Demonstrationsveranstaltung zugunsten des Friedensprozesses besuchte,
wurde er nur wenige Meter neben dem Rednerpult durch mehrere Kugeln
niedergestreckt, die der radikal-orthodoxe Jude Jigal Aviv (Amir) von
hinten auf ihn abgegeben hatte... Die Frau des Ermordeten, Lea Rabin,
schreibt in der englischen Ausgabe ihres Erinnerungsbuchs „Ich gehe
weiter auf seinem Weg“, ihr Mann sei „Opfer einer intellektuellen Verschwörung
gewesen“, zu deren hartem Kern Extremisten und Rabbis gehörten, die
„zu Handlungen inspirierten, welche zu dem Mord führten.“ Ungeklärt
blieb bis heute auch das Mitwirken der Geheimdienste und Polizeistellen
an dem Attentat. Das eklatante Versagen der Sicherheitsvorkehrungen
zum Schutze Rabins jedenfalls war offensichtlich. Seit Wochen bestand
höchste Alarmbereitschaft bezüglich der Gefährdung Rabins und anderer
Regierungsmitglieder. In seiner Rede bei der Beisetzung Rabins sagte
der neue Ministerpräsident Shimon Peres, daß der Gemeuchelte nur Tage
vor dem Anschlag eine Morddrohung erhalten habe. Trotz alledem aber
gelang es dem Attentäter - dessen Person und Verbindungen zu rechtsextremistischen
Kreisen den israelischen Sicherheitsdiensten bekannt waren!
(14) - ungehindert in den abgesperrten Sicherheitsbereich einzudringen
und aus nächster Nähe drei Dum-Dum-Geschosse auf Rabin abzufeuern.
(15) Gab es eine ultraorthodoxe Verschwörung, die bis in die höchsten
Kreise des Militärs reichte? Michael Drosnin gibt hierzu - wenn auch
ungewollt - eine Erklärung: Er schreibt, daß er wenige Tage nach dem
Attentat im November 1995 ein Telefongespräch mit General Jacob Amidror,
dem stellvertretenden Leiter des militärischen Geheimdienstes Israels
geführt habe, um dann wörtlich fortzufahren: „Wie sich herausstellte,
war Amidror religiös. Er war nicht nur bereit, die Echtheit des Codes
anzuerkennen, er betrachtete ihn sogar als Wort Gottes.“
(16) Und das Wort Gottes ist einem fundamentalistischen Juden Befehl.
Drosnin meinte sogar, aus der Bibel das Kommen eines Dritten Weltkrieges
herauslesen zu können. Eines Konflikts, welcher mit Atomwaffen ausgetragen
werde. In allernächster Zukunft. Wieder wandte er sich an die israelische
Regierung. Ergebnis: Ministerpräsident Shimon Peres höchstpersönlich
bat jenen Mann zu sich, der in jedem anderen Land der Welt als hoffnungsloser
Irrer an der Vorzimmerdame gescheitert wäre.
(17) Am 26. Januar 1996 stand Drosnin dem ersten Mann Israels in dessen
Amtsräumen in Jerusalem gegenüber.
(18) Eindringlich warnte der kabbalafeste Autor sein gegenüber vor dem
in der Bibel codierten Atomangriff, der, wie er meinte, in direktem
Zusammenhang zu Libyen stehe. Und wiederum das gleiche Bild wie in den
Konferenzberichten Satinovers Kein Skeptizismus. Bereitwilliges Zuhören.
Passivität. Gläubigkeit bis hin zum Fatalismus. Eine der wenigen von
ihm während der Zusammenkunft gestellten Fragen lautete: „Wenn es vorhergesagt
ist, was können wir dann tun?“ Zwei Tage darauf, am 28. Januar 1996,
traf Drosnin in den Amtsräumen des Ministerpräsidenten in Jerusalem
mit General Danny Jatom, Peres´ obersten Militärberater, der wenig später
zum Leiter des berühmten israelischen Geheimdienstes Mossad ernannt
werden sollte, zusammen. Jatom teilt mit, daß er bereits mit Peres über
die zurückliegende Unterredung konferiert habe. Daraufhin wandten sich
die Gesprächspartner den Einzelheiten einer Bedrohung durch einen ´atomaren
Holocaust´, wie er in der Bibel codiert war, zu. Jatom wollte wissen,
wann und wo der Angriff stattfinden sollte. Drosnin teilte ihm mit,
welche Hinweise sich in der Bibel gefunden hätten. Jatom stellte dieselbe
Frage wie Peres: „Wenn dieses Ereignis codiert ist, was können wir dann
tun?“ Resignation auf Seiten der Aufgeklärten, Aktionismus auf Seiten
der Fundamentalisten. Dieses Bild prägt Israel seit der Ermordung Rabins.
Das Land ist auf dem ganz realen Wege, sich in einen kaum mehr zu kontrollierenden
Gottestaat zu verwandeln. Wobei es diesen im Hintergrund bereits seit
langem gibt. Als Staat im Staate. Durch nichts und niemanden legitimiert.
Aber mit nicht zu vernachlässigender Außenwirkung. Bis auf den heutigen
Tag, da fundamentalistische Ableger der „Fullfill-Prophecy-Clique“ als
Teil der rechtsreligiösen israelischen Administration den Friedensprozeß
des ermordeten Premierministers Rabin zu beerdigen suchen. Ihre Sympathie
gilt schon seit langem dem jetzigen Regierungschef Ariel Scharon, ein
Mann, der sehr genau um die Symbolismen der letzten Tage weiß. Dem die
letzten Szenarien vor Armageddon geläufig sind. Als solcher betrat er
vor wenigen Wochen den Jerusalemer Tempelberg, der heute Heiligtümer
des Mohammedanismus beherbergt. Mit diesem Ort sieht die Bibel das letzte
Ereignis vor dem Jüngsten Gericht verknüpft. Sie nennt es die „Vermessung
des Tempels“. Hat Scharon, als er den Berg abschritt, diese Handlung
symbolisch vollzogen? Die Haltung der Messianisten ist in diesem Punkt
nicht einig. Viele erwarten vor Beginn des apokalyptischen Krieges noch
die Zerstörung der hier befindlichen Al-Aqsa-Moschee. Eine Reihe von
Anschlägen gegen das Gotteshaus belegt in jüngster Zeit, daß diese Kreise
nicht mehr abzuwarten gewillt sind. Daß sie die Zeit himmlischer Fügung
für gekommen halten. „Wir haben es hier mit einer messianischen Sekte
zu tun, die danach trachtet, die Erlösung des jüdischen Volkes durch
die Macht der Waffen zu verwirklichen,“ wetterte Rabbi Zvi Tau angesichts
der darob aufziehenden Gefahren. „Sie vertreten die offensichtlich götzendienerische
Idee, daß sie durch die Sprengung der Moscheen den Herrn des Universums
zwingen können, Israel zu erlösen. Es ist dies das Denken engstirniger,
oberflächlicher Studenten der Kabbala, die mit all ihren Beschränkungen
durch Neugierde in einen heiligen Bereich gelangen und große Zerstörung
verursachen.“
(19) Dieser Standpunkt Taus gibt eindeutig die im Judentum vorherrschende
Meinung zum Thema wieder. Doch ebenso klar ist, daß es eben diese Fraktion
aktivistischer Kabbalisten tatsächlich gibt, und daß sie seit langem
genau das betreiben, was Tau angreift: Sie versuchen, die „Erlösung“
des jüdischen Volkes respektive die Erfüllung biblischer Prophetie durch
die Macht der - wenn nötig: bewaffneten - Aktion zu erreichen. „Was
wir wollen“, lesen wir in einem Aufruf aus dem Umfeld der Messianisten,
„sind Gläubige, die aus dem Glauben an Gott sich zur Tat erheben...
Es ist dieser Glaube, der ihn von dem Moment, in dem er zu handeln beginnt,
begleitet, der ihm die Kraft gibt, in historische und politische Ereignisse
einzugreifen. Der Gläubige weiß, daß der Segen des Herrn auf jedem Schritt
seines Wegs bei ihm ist.“
(20) Das ist deutlich. Und ebenso unverstellt wie die Worte von Rabbi
Ya´akov Filber, Kopf der - Kook´schen - Merkaz ha-Rav Junior Yeshivah:
„Über und neben unserem Schaffen ist eine göttliche Macht, die über
allem schwebt und uns zum Vorantreiben zwingt, in Übereinstimmung mit
dem göttlichen Plan, der vollen Erfüllung entgegen.“
(21) Heute sehen diese Kräfte ihre Aufgabe darin „eine historische Wende
in Gang zu setzen, durch das Heraufbeschwören eines katastrophalen Krieges
die Hand des ´Messias´ zu bewegen“.
(22) Sie sind präsent in der Regierung. Sie sind präsent im Militär.
Sie sind präsent im Geheimdienst. Jenem Mossad, der noch vor einem Jahr
Terroristen und Flugzeugentführer aus dem Umfeld Osama bin Ladens angeheuert
hat. Sicher, dieser gefürchtetste aller Geheimdienste muß die Tat vom
11. September nicht gesteuert haben. Aber man sollte darüber nachdenken.
Genauso, wie über die „Täter“, die die amerikanischen Sicherheits- und
Ermittlungsbehörden finden werden. Literatur zum Thema endzeitlicher
Messianismus Eggert, Wolfgang, „Im Namen Gottes. Israels Geheimvatikan
als Vollstrecker biblischer Prophetie“, Beim Propheten! Verlag, München
2001 (Jüdische Gruppen) Halsell, Grace, „Prophecy and Politics. Militant
Evangelists on the Road to Nuclear War“, Lawrence Hill &Co, Westport
1986 (Christliche Gruppen) Trimondi, Victor & Victoria, „Der Schatten
des Dalai Lama. Sexualität, Magie und Politik im tibetischen Buddhismus“,
Patmos Verlag, Düsseldorf 1999 (Tibeto-Buddhistische Gruppen)
(9) Shlomo
Aviner (Hrsg.), „Sihot ha-Rav Zvi Yehudah“, Keshet 1980, Seite 11. Ravitzky,
„Messianism“, Seite 109 sowie Ravitzky, „Messianism“, Seite 109. FN
117 auf Seite 271 nicht einsehbar
(10) Jeffrey Satinover „Die verborgene Botschaft der Bibel - Der Code
der Bibel entschlüsselt“, Goldmann Verlag, München 1997, Seite 247
(11) Jeffrey Satinover, „Die verborgene Botschaft der Bibel - Der Code
der Bibel entschlüsselt“, Goldmann Verlag, München 1997, Seite 247ff.
(12) Michael Drosnin, „Der Bibel Code“, Wilhelm Heyne Verlag, München
1997, Seite 18f. Drosnin zitiert an dieser Stelle Dr. Rips in wörtlicher
Rede. Unbestätigte Gerüchte wußten gar zu berichten, daß die Israelis
und Amerikaner die Raketen selbst abgeschossen hätten und zwar von saudischem
Boden aus.
(13) „Neue Solidarität“ vom 29. Mai 1996, Seite 9. Die in Wiesbaden
herausgegebene „Neue Solidarität“ ist eine mehr oder weniger der trotzkistischen
Internationalen nahestehende Wochenzeitung, die über z. T. gute Einblicke
in die Welt der Geheimdienste verfügt.
(14) „Neue Solidarität“ vom 15. November 1995, Seite 3
(15) „Neue Solidarität“ vom 15. November 1995, Seite 3
(16) Michael Drosnin, „Der Bibel Code“, Wilhelm Heyne Verlag, München
1997, Seite 64 und 207.
(17) Michael Drosnin, a.a.O., Seite 64 und 207
(18) Michael Drosnin, a.a.O., Seite 66-68 und 207
(19) Segal, „Ahim yekarim“, Seite 216. Ravitzky, „Messianism“, Seite
134
(20) Dan Tor, „Fortfahren, das Ende zu erzwingen“ (hebräisch), „Nekudah“
96 (1986): 28. Ravitzky, „Messianism“, Seite 130
(21) Yaakov Filber, „Unsere Zeit, wie sie in den Quellen dargestellt
ist“ (hebräisch), „Morashah“ I (1971): Seite 31, 37, 70. Ravitzky, „Messianism“,
Seite 132
(22) Siehe Rudick, „Eretz ge´ulah“, Seite 185; D. C. Rapoport, „Messianism
and Terror“, „Center Magazine“ 19 (1986): 30-39. Ravitzky, „Messianism“,
Seite 134